Direkt zum Inhalt

Parteienwettbewerb

Definition: Was ist "Parteienwettbewerb"?

Mit Parteienwettbewerb bezeichnet man  den Wettbewerb meherer Parteien um Wählerstimmen vor einer Parlamentswahl.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff: Wettbewerb mehrerer Parteien um Wählerstimmen vor einer Parlamentswahl.

    2. Neue Politische Ökonomie: Der Parteienwettbewerb ist der einzige Mechanismus, der sicherstellt, dass die Politiker die Interessen der Bürger wenigstens in einem bestimmten Ausmaß vertreten (indirekte Demokratie).

    a) Räumliche Modelle des Parteienwettbewerbs: Auf H. Hotellings Analyse der Wahl des Standorts von Firmen in einem Modell des homogenen Oligopols zurückgehende Modelle.

    Im Fall zweier Parteien werden die folgenden Annahmen getroffen:
    (1) Der Raum möglicher Parteiprogramme lässt sich durch ein endliches Intervall darstellen. Die Präferenzen der Wähler sind eindimensional, d.h. es gibt nur ein einziges öffentliches Gut, und die Wähler haben unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich des Umfangs der Bereitstellung. Die Parteien werden nach der angebotenen Menge des Gutes von rechts nach links auf dem Intervall angeordnet. Einzige Finanzierungsquelle ist eine proportionale Einkommensteuer.
    (2) Zu Beginn der Periode findet eine Wahl statt, bei der beide Parteien gleichzeitig ihre Programme vorlegen, d.h. Menge des Kollektivguts und Steuersatz nennen. Bei Einhaltung der staatlichen Budgetrestriktion entspricht jedes Programm einem Punkt des Politik-Intervalls.
    (3) Der Akt des Wählens ist ebenso wie die Information über die angebotenen Wahlprogramme kostenlos, und jeder Wahlberechtigte beteiligt sich an der Wahl.
    (4) Jeder Wähler i (i = 1, ..., n) besitzt einen Optimalpunkt in dem Politik-Intervall. Seine Nutzenkurve ist eingipflig, sodass er von zwei Programmen, die in derselben Richtung von seinem Optimum abweichen, das näher liegende vorzieht. Die Parteien sind vollständig über die Wählerpräferenzen informiert.
    (5) Über die Ziele der Parteien kann man unterschiedliche Annahmen treffen: Maximierung der Stimmenzahl, Maximierung der Steuermittel, die nicht zum Kauf des Kollektivguts verwendet, sondern privat angeeignet werden und ideologische Ziele, z.B. Maximierung bzw. Minimierung der Kollektivgutversorgung unter der Nebenbedingung, die Wahl zu gewinnen.

    Ein politisches Gleichgewicht (im Sinn von Cournot und Nash) ist eine Situation, in der keine der beiden Parteien - bei gegebenem Programm der anderen Partei - durch Abänderung ihres Programms ihre Ziele noch besser erreichen könnte. Unabhängig von den in Annahme
    (5) aufgeführten Zielen der Parteien liegt das Gleichgewicht im Zwei-Parteien-System bei einer völligen Übereinstimmung beider Wahlprogramme im Optimum des Medianwählers. Beide Parteien werden deshalb um dessen Stimme kämpfen.

    Empirisch wurde dies für die USA belegt, wo sich der Parteienwettbewerb zumeist als Wettbewerb von zwei konkurrierenden Personen darstellt. Dagegen unterschieden sich die Parteiprogramme z.B. zur Regierungszeit Thatchers in Großbritannien erheblich. Für dieses Phänomen liefert die Neue Politische Ökonomik verschiedene Erklärungen:
    (1) Den Parteiführungen wird durch ideologisch kompromisslose Mitglieder oder Geldgeber verwehrt, mit dem Wahlprogramm zu weit von den Parteizielen abzurücken.
    (2) Die Wahrung der ideologischen Identität ist ein Ziel an sich, das gegen das eines Wahlsiegs abgewogen wird.
    (3) Der drohende Eintritt einer dritten Partei in den Wettbewerb zwingt die beiden etablierten Parteien, die Ränder des Wählerspektrums mit abzudecken.
    (4) Das Gleiche wird dadurch erzwungen, dass Wähler mit extremen Präferenzen der Wahl fernbleiben, wenn ihre Ziele in den Wahlprogrammen der Parteien zu stark vernachlässigt werden.

    b) Wahlparadoxon: Die Annahme rationalen Wählerverhaltens sollte sich nicht nur auf die Stimmabgabe für eine bestimmte Partei, sondern auch auf die Wahlbeteiligung als solche erstrecken und führt dort zu einem offensichtlichen Wahlparadoxon.

    c) Einflüsse von Interessengruppen und Behörden: Wird die Annahme der vollständigen Information der Parteien über die Wählerpräferenzen und der Wähler über die Parteiprogramme aufgegeben, so bieten sich zusätzliche Einflussmöglichkeiten für Interessengruppen und staatliche Ausführorgane (Behörde).

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Parteienwettbewerb"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Parteienwettbewerb Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/parteienwettbewerb-42188 node42188 Parteienwettbewerb node33370 indirekte Demokratie node42188->node33370 node43869 Oligopol node42188->node43869 node39238 Interessengruppen node42188->node39238 node27893 Behörde node42188->node27893 node38186 Lobbyismus node33084 Hotelling-Regel node38345 Medianwähler-Konzept node38345->node42188 node38345->node33084 node40164 Neue Politische Ökonomie node38345->node40164 node36530 Eingipfligkeit node38345->node36530 node50255 Wahlparadoxon node50255->node42188 node50255->node33370 node30416 Demokratie node30416->node33370 node33370->node40164 node49737 Verband node44539 Rent Seeking node53876 Sharing Economy node53876->node39238 node40842 Marktformen node43869->node40842 node39238->node38186 node39238->node49737 node39238->node44539 node29945 Bürokratie node29945->node27893 node31594 Angestellter node54160 Kryptowährung node54160->node27893 node40541 juristische Person node40541->node27893 node27893->node31594 node40203 Marktstruktur node40203->node43869 node46345 polypolistische Preisbildung node46345->node43869 node42915 Preisabsatzfunktion node42915->node43869
    Mindmap Parteienwettbewerb Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/parteienwettbewerb-42188 node42188 Parteienwettbewerb node43869 Oligopol node42188->node43869 node27893 Behörde node42188->node27893 node39238 Interessengruppen node42188->node39238 node33370 indirekte Demokratie node42188->node33370 node38345 Medianwähler-Konzept node38345->node42188

    News SpringerProfessional.de

    Bücher

    Downs, A.:An Economic Theory of Democracy
    New York, 1957

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete